Haben Sie gewusst, dass in unseren Spitälern 30- 40% des Personals ein ausländisches Diplom hat? Nicht nur in der Medizin, auch in der Pflege bilden wir viel zu wenige Personen aus. 11’700 Pflegestellen sind im Moment offen.

Ich sprach kürzlich mit einigen Pflegefachpersonen. Sie erzählten mir vom hohen Druck, weil sie zu viele Patient:innen aufs Mal betreuen und pflegen müssen. Darunter leide die Qualität, es passierten Fehler. Die langen Schichten, Abend- und Nachtdienste seien anstrengend und liessen ein normales Freizeit- und Familienleben kaum zu. Wegen vielen Ausfällen würden sie oft aus der Freizeit geholt, um einzuspringen. Das alles bringt sie an den Rand der Belastbarkeit. Die Folge: Sie steigen aus. Über 40% sind nach 10 Jahren nicht mehr im Beruf, ein Drittel davon hängt den Kittel schon vor dem 35. Lebensjahr an den Nagel.

Der Pflegenotstand ist schon lange Realität. Die Covid-Pandemie hat ihn verschärft und wirkt wie ein Brennglas. Wir alle haben gesehen, wie belastet die Pflegenden und das Gesundheitspersonal sind. Bis 2030 werden uns mehr als 20’000 diplomierte Pflegefachpersonen fehlen, wie eine Studie des Gesundheitsobservatoriums aufzeigt.

Eine Ausbildungsoffensive, wie sie der indirekte Gegenvorschlag bringt, ist wichtig, doch sie nützt ohne klare Verbesserungen der Arbeitsbedingungen nichts. Ein verpflichtender Personalschlüssel verbessert die Qualität und Patientensicherheit massiv – und das rechnet sich: Wenn mehr diplomierte Pflegefachpersonen eingesetzt werden, werden teure Spitalaufenthalte und Wiedereintritte vermieden, das wird in Studien mehrfach belegt.

Nur mit einem JA zur Pflegeinitiative wird die Politik dazu verpflichtet, diese Verbesserungen anzupacken. Stimmen Sie JA, damit wir auch in Zukunft genügend qualifiziertes Personal haben, das uns pflegt. Die Pflegeinitiative nützt uns allen!

Mehr Informationen finden Sie hier.

Dieser Text ist im St. Galler Tagblatt erschienen am 2. November 2021.