Daniel Wirth berichtet im St. Galler Tagblatt über die Kundgebung zum 1. Mai in St. Gallen.

Hier sein vollständiger Artikel:

„Rund 350 Frauen und Männer haben am gestrigen Tag der Arbeit an der 1.-Mai-Kundgebung in St. Gallen teilgenommen. Der Marsch vom Bahnhofplatz durch die Innenstadt bis zur Marktgasse verlief absolut friedlich.

Der Protestmarsch durch die Gassen und die Kundgebung in der Marktgasse wurden von Polizisten der Stadtpolizei beobachtet. Ins vorderste Glied des Protestzugs reihten sich die Spitzen der kantonalen SP und der Gewerkschaften. Sie hielten ein Transparent, auf dem stand: «Stopp den Frankenspekulanten. Wir zahlen nicht für euren Profit!». Gleich hinter die linke Politprominenz reihte sich wie jedes Jahr La Banda die San Gallo; die Formation gab der Kundgebung eine musikalische Note. Den Marsch brachten die Protestierenden trockenen Fusses hinter sich. Doch just als Nationalrätin Barbara Gysi (SP, Wil) in der Marktgasse ans Mikrophon trat, setzte ganz leichter Regen ein.

Keine Löhne in Euro zahlen

Doch auch der Regen tat der friedlichen Stimmung keinen Abbruch. Barbara Gysi ging in ihrer Rede ein auf die Aufhebung des Euromindestkurses von 1.20 Franken durch die Schweizerische Nationalbank: «Wenn die Frankenstärke herangezogen wird, um Löhne für Grenzgängerinnen und -gänger in Euro auszuzahlen, so ist das pure Ausbeutung und widerrechtlich.» Und das geschehe ganz konkret bei uns. Der Druck im Schweizer Arbeitsmarkt sei nach der Aufhebung des Euromindestkurses heftiger geworden, sagte Gysi, der Schutz von Löhnen und fairen Arbeitsbedingungen darum von noch grösserer Bedeutung. «Faire Löhne, die zum Leben reichen und endlich Lohngleichheit für Mann und Frau – dafür kämpfen wir!» Frauen würden heute immer noch viel weniger verdienen als Männer im selben Job. Und das sei diskriminierend.

Internationale Solidarität

SP-Nationalrätin Gysi machte sich stark für die internationale Solidarität: «Es ist schrecklich, was sich derzeit an Europas Grenzen abspielt. Tausende von Menschen kommen um beim Versuch, aus Krisen- und Kriegsgebieten ins sichere Europa zu gelangen.» Es gebe kein Patentrezept zur Lösung dieser Katastrophe, doch es brauche die Solidarität und den Willen, diesen Menschen zu helfen und sie nicht ihrem Schicksal zu überlassen. «Nur wenn wir bereit sind, unseren Wohlstand mit anderen zu teilen, wird sich grundlegend etwas ändern», sagte Barbara Gysi – und bekam dafür Applaus. Der 1. Mai sei ein wichtiger Moment, diese internationale Solidarität zu zeigen.

Die Kundgebungsteilnehmer verweilten recht lange in einem kleinen Zelt in der Marktgasse.“

Nachgelesen werden kann der Artikel auch im St. Galler Tagblatt vom 2. Mai 2015