Die Einkommen im Kanton St. Gallen sind unterdurchschnittlich angestiegen. Berücksichtigt man die Teuerung, so sind sie real sogar gesunken. Diese unschöne und gefährliche Entwicklung zeigt eine Studie des Büro BASS, welche die SP-Grüne-Fraktion und der kantonale Gewerkschaft in Auftrag gegeben haben.

Die Einkommenssituation von Arbeitnehmenden gestaltet sich immer schwieriger. Lohndrückerei und Tiefstlöhne werden von Gewerkschaften immer wieder aufgedeckt. Die BASS-Studie zeigt nun auf, dass von 1995 bis 2010 die Einkommen im Kanton St. Gallen zurückbleiben. Das Äquivalenzreinkommen ist schweizweit in dieser Zeit um 20% angestiegen, im Kanton St. Gallen um 9% – die Teuerung betrug in diesem Zeitraum 13%. Die Einkommensentwicklung ist folglich negativ. Das ist dramatisch, denn den Menschen mit tiefen und mittleren Löhnen bleibt immer weniger zum Leben. Das Lohnniveau in St. Gallen ist rund 6,5 Prozent tiefer als in der CH-Durchschnitt.

Warum ist das so ? Die Einseitigkeit der St. Galler Wirtschaft ist ein Aspekt. Der starker 2. Sektor trägt zwar zu einer vielfältigeren Wirtschaft bei, ist aber stark export- und konjunkturabhängig. Das Ausbildungsniveau ist tendenziell tiefer und die Universitäre Hochschulquote liegt in St. Gallen bei tiefen 8,3% (schweizweit 13,7%). Das Ausbildungsniveau ist also deutlich tiefer. Doch es gibt auch Lohndumping und Lohndruck wegen fehlenden Lohnkontrollen, dies monieren wir seit Jahren.

Bei so tiefen Einkommen gewinnen ergänzende Unterstützungen an Bedeutung. Doch auch bei Prämienverbilligung und Stipendien hinkt St. Gallen hinten nach. Bezahlbare Kita-Plätze sind oft schwer zu finden.

Gleichzeitig sind die Vermögen deutlich angestiegen. Die Arbeitnehmenden haben an den grossen Produktivitätsfortschritten nicht teilhaben können, das Geld ist nicht zu denen gelangt, die wesentlich dazu beigetragen haben. Es hat die Taschen von Firmenbesitzern und Aktionär_innen gefüllt. Diese Entwicklung muss gestoppt werden. Umso wichtiger ist es die Erbschaftssteuer-Initiative gutzuheissen und die kantonale Steuergerechtigkeitsinitiative durchzubringen.

Diese Studie zeigt auch auf, warum das Ressourcenpotenzial in St. Gallen tief ist. Der Kanton St. Gallen ist zwingend weiterhin auf höhere Beiträge aus dem Finanzausgleich (Ressourcenausgleich) angewiesen. Diese Gelder müssen aber zukünftig für die Arbeitnehmenden und Bildung eingesetzt werden.

Der Kanton St. Gallen braucht eine Standort- und Innovationsinitiative wie auch eine Ausbildungskampagne für Fachkräfte. Dazu gehören auch bessere Abzugsmöglichkeiten für Ausbildungen nach dem 20. Altersjahr.

Die Forderung nach besseren Lohnkontrollen besteht seit Jahren. Vorwärts gehen muss es auch mit Gesamtarbeitsverträgen in den typischen Frauenbranchen wie Verkauf und Langzeitpflege.

An einer Pressekonferenz haben SP, Grüne und Gewerkschaften ihre Forderungen dargelegt.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden.