Ich unterstütze die Volksinitiative für eine starke Pflege, die vom Berufsverband für Pflegefachpersonen (SBK) lanciert worden ist. In einem Interview im SBK-Magazin 5/17 sage ich warum.

Krankenpflege: Was ist Ihre Hauptmotivation, sich im Komitee für
die Pflegeinitiative zu engagieren?
Barbara Gysi: Man muss die Pflege mit jenen Kompetenzen ausstatten, die sie
eigentlich heute schon hat, aber die nicht im Gesetz festgeschrieben sind. So kann
man interprofessioneller arbeiten. Nicht alles muss von den Ärzten angeordnet
werden. Wenn die Pflege gemäss ihren Kompetenzen arbeiten kann, haben wir
eine effizientere und kostengünstigere Gesundheitsversorgung.

Ein Ziel der Initiative ist, den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Wie erreicht
man, dass mehr Junge diesen Beruf erlernen und dass sie länger bleiben?

Die Ausbildung zur Pflegefachperson darf nicht eine Einbahnstrasse sein, es muss
Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten geben. Ein wichtiges Thema sind zudem die Arbeitsbedingungen und die Löhne. Insbesondere auch während der Ausbildung, wenn sich zum Beispiel eine FaGe zur diplomierten Pflegefachfrau weiterbildet, ist es wichtig, dass wir die
Löhne anheben können. Diese Forderung wird von Gegnern mit dem Argument der Kostensteigerung bekämpft.
Gute Arbeit muss fair entlöhnt werden, das hat seinen Preis. Aber bei den Pflegelöhnen sprechen wir von einem tiefen Niveau im Vergleich zu den Löhnen von Chefärzten und Managern im Gesundheitswesen.
Was gehört für Sie neben dem Lohn zu besseren Arbeitsbedingungen?

Es muss genügend Personal angestellt werden, so dass der Druck in den Pflegeteams nicht mehr so extrem hoch ist. Es braucht Bedingungen, mit denen sich Arbeit und Beruf gut vereinbaren lassen. Denn es ist nach wie vor eine gesellschaftliche Realität, dass Frauen den
Grossteil der Betreuungsarbeit zu Hause leisten. Wenn wir nicht in einen akuten
Personalmangel in der Pflege laufen wollen, müssen wir den Beruf aufwerten.
Ein weiteres häufig vorgebrachtes Killerargument ist jenes der Mengen-
ausweitung.
Die Mengenausweitung hat absolut nichts mit der Initiative zu tun, sondern
mit der demographischen Entwicklung und dem medizinischen Fortschritt. Es
ist ja gewollt, dass mehr in den ambulanten und aufsuchenden Bereich verschoben wird. Die Pflege leistet einen unverzichtbaren Beitrag, dass alte und pflegebedürftige Menschen länger zu
Hause leben können, was unbestrittenermassen kostengünstiger ist.
Gegner behaupten, die Volksinitiative für eine starke Pflege sei der falsche Weg. Diese Forderungen gehörten nicht in die Bundesverfassung.
Wir müssen die demokratischen Mittel nutzen, die wir haben. Nur so gelingt es,
im Parlament eine ernsthafte Diskussion über den Stellenwert der Pflege anzureissen. Die letzte Vorlage, die parlamentarische Initiative zur gesetzlichen Anerkennung der Verantwortung der Pflege, wurde von einigen Politikern dazu missbraucht, Verschlechterungen – wie die
Aufhebung des Vertragszwangs – einzubauen. Sie scheiterte deshalb.
Lässt sich mit dieser Initiative das in einigen Köpfen immer noch verankerte Bild der dienenden Krankenschwester verändern?
Steter Tropfen höhlt den Stein. Das ist ein langer Weg und die Initiative ist ein Mittel. Pflegefachpersonen selber und auch die Mitglieder des Initiativkomitees müssen diese Aufklärungsarbeit leisten. Viele Politiker und Politikerinnen machen auch in ihrem privaten Umfeld Erfahrungen mit der Pflege. Und hier höre ich nur positive Stimmen zur Pflege.

Wie wichtig ist es, dass die Unterschriften möglichst schnell zusammenkommen ?

Von der Organisation her ist es immer einfacher, wenn die Unterschriften möglichst schnell gesammelt werden. Man darf das Sammeln der Unterschriften aber nicht unterschätzen, es braucht einen langen Schnauf. Ich bin jedoch sehr optimistisch. Ich habe selber im Januar bei bitterer Kälte Unterschriften gesammelt und es ging einfach. Da wird das Sammeln an den warmen Frühlings- und Sommertagen zum Vergnügen.

Hier geht es zur Homepage und zum Unterschriftenbogen 

Das Interview im SBKmagazin_15-05_17