Vor einem Jahr war die Schweiz in violett gekleidet. Eine halbe Million Menschen verlangten endlich mehr Respekt, mehr Lohn, mehr Zeit. Ein Jahr später sind wir kaum weiter. Eine lasche gesetzliche Umsetzung der Gleichstellungsgesetze ist alles, was erreicht wurde.
Die Corona-Pandemie hat eines gezeigt: Es sind vor allem Berufe mit einem hohen Frauenanteil, die tatsächlich systemrelevant sind: Verkäufer*innen im Detailhandel konnten sich nicht ins sichere Homeoffice zurückziehen, ebenso wenig wie Frauen* in der Reinigung, Bildung und Kinderbetreuung, in der Pflege, im Sozialbereich. Ihnen allen gebührt nicht nur Applaus und Dank, sondern Anerkennung, angemessene Löhne und mehr soziale Sicherheit auch im Alter, zum Beispiel mit einer Anrechnung der unbezahlten Care-Arbeit bei Altersrenten.
Es ist absolut inakzeptabel, dass nun auch wieder genau diese Frauen* die Zeche bezahlen sollen. Nur ein Beispiel: Während in den Covid-Stationen das Arbeitsgesetz ausgesetzt wurde, 13-Stunden-Schichten gebolzt wurden und das Leben aus Arbeiten, Essen, Schlafen, Arbeiten bestand, fuhren Pflegende* ausserhalb der Covid-Stationen Minusstunden ein, da ihre Stationen stillgelegt waren. Nun wird tatsächlich von ihnen verlangt, sie müssten die Minusstunden nacharbeiten. Es ist eine Frechheit, dass die Pflegenden* auf diese Weise als Manövriermasse missbraucht werden!
Die Forderungen des Frauen*streiks sind noch lange nicht umgesetzt. Und solange das nicht der Fall ist, braucht es weiter den Druck von der Strasse. Mein Beitrag als Nationalrätin ist der konsequente politische Einsatz für Frauen*anliegen, bis die echte Gleichstellung Realität ist.
Respekt, mehr Lohn, mehr Zeit! Jetzt erst recht!