An der hochkarätig besetzten Enhancing Practice Conference für Gesundheitsberufe, die vom 22. bis am 24. August in Basel stattfand, konnte ich eine Keynote zum Thema „Arbeitsplatzkultur im Gesundheitswesen“ halten. Angesichts des weltweit wachsenden Mangels an Gesundheitsfachpersonen ist eine Investition in die Arbeitsplatzkultur absolut unumgänglich.
Gesundheitsfachpersonen sind für uns alle wichtig. Allerdings führen die zunehmende Ökonomisierung, der laufend steigende Kostendruck aufgrund von kurzsichtigen Sparmassnahmen und diverse weitere ungünstige Faktoren dazu, dass zuwenig junge Menschen einen Gesundheitsberuf ergreifen und viele ausgebildete Fachpersonen die Branche frühzeitig verlassen.
Eine Arbeitsplatzkultur, die Entwicklungsmöglichkeiten bietet, die Mitarbeitenden fördert, Mitspracherecht auf allen Ebenen bietet, auf persönliche Umstände wie Familienpflichten Rücksicht nimmt, kann zum Teil von den Betrieben selber geschaffen werden. Aber die Politik ist ganz klar in der Pflicht: Wir müssen die Rahmenbedingungen schaffen, damit das auch gelingen kann. Gerade für Frauenberufe wie die Pflege braucht es massive Anstrengungen. Es geht nicht länger an, dass die Care-Arbeiter*innen ausgebeutet werden, dass Arbeitnehmer*innenrechte verletzt werden und profitorientierte Unternehmen auf Kosten des Personals Gewinne machen. Stattdessen braucht es eine Umverteilung zu Gunsten der Care-Arbeit, eine eigentliche Care-Revolution.
Wir werden alle früher oder später auf die Leistungen der Gesundheitsfachpersonen angewiesen sein. Es ist Zeit, dass wir unser Augenmerk nicht nur auf die Kosten des Gesundheitswesens richten, sondern uns wieder darüber bewusst werden, dass es auch einen grossen gesellschaftlichen Wert hat! Die Fachpersonen im Gesundheitswesen tragen dazu bei, dass Menschen nach Krankheit oder Unfall wieder in den Arbeitsprozess zurückkehren können. In der Langzeitpflege sorgen sie dafür, dass Menschen eine hohe Lebensqualität geniessen können. Dazu gehört nicht zuletzt die Generation, der wir alles verdanken: die unserer Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern. Sie haben die Basis gelegt, für unseren Wohlstand. Sie haben es verdient, dass sie gut gepflegt werden, von qualifizierten Fachpersonen!
Es stehen in absehbarer Zeit diverse wichtige gesundheitspolitische Entscheide auf nationaler Ebene an, nicht zuletzt die im letzten November 2017 eingereichte Volksinitiative für eine starke Pflege. Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass hier die Weichen richtig, klug und zugunsten der Arbeitnehmer*innen gestellt werden.